Leinezeitung vom 16.01.2013
Eine rote Nase reicht bei dem Job nicht
Kein Klamauk, sondern ernsthafte Heiterkeit: Heike Ippensen arbeitet als Clownin Sorina (von Sarah Sauerbier )
Lohnde. Rote Nase, ein Herz auf der rechten, eine Sonne auf der linken Wange und ein Koffer voller kleiner Überraschungen: Das sind die Markenzeichen von Heike Ippensen, wenn sie als Clownin Sorina in Seniorenheimen an die Türen der Bewohner klopft. Wenn Ippensen von ihrer Arbeit erzählt, erntet sie oft unglaubwürdige Blicke. Die Lohnderin kann seit mehr als sechs Jahren als Clownin in Seniorenheimen in der Region Hannover und für Kindergeburtstage gebucht werden. „Es war eine Marktlücke“, sagt Ippensen. „Es fehlt oft das Bewusstsein, dass es Clowns in Seniorenheimen gibt – Klinikclowns sind bekannter.“
Die Lohnderin war nicht schon immer Clownin: Vor acht Jahren krempelte die 49-Jährige ihr berufliches Leben noch einmal um. In ihrem Beruf als technische Zeichnerin wurde sie schon vor vielen Jahren von Computern abgelöst, und während ihrer Zeit als Diakonin in Garbsen keimte in ihr immer stärker der Wunsch auf, im Bereich der Seelsorge zu arbeiten – doch freie Stellen waren sehr begrenzt.
Ein Zeitschriftenartikel über Klinikclowns gab den Anstoß für die damals 41-Jährige. Ippensen hängte ihre Arbeit an den Nagel und ging an die Clownsschule in Hannover. „Sie brauchen aber nicht glauben, dass es reicht, sich als Sozialarbeiter eine rote Nase aufzusetzen“, sagte ihr eine Clownin, die sie eine Zeit lang begleitete.
Ippensens erste Schritte in die Selbstständigkeit waren nicht leicht: Heimleiter und Pflegekräfte waren oft skeptisch. „Wir wollen doch unsere Senioren nicht veralbern“, hallte es ihr oft entgegen. Ippensen ist kein Zirkusclown, Klamauk liege ihr fern. Es sei eher eine ernsthafte Heiterkeit, die sie verbreiten wolle.
Lachen, Abwechslung und kleine Abenteuer bringt die Lohnderin als Clownin Sorina in den oft routinierten Tagesablauf der Heimbewohner. „Wer dort wohnt, weiß, dass es die letzte Station in seinem Leben ist“, sagt Ippensen. Das sei aber kein Grund, Trübsal zu blasen: Etwas Sonnencreme auf dem Handrücken erinnert an die warme Jahreszeit, die Spieluhr mit dem Schlager „Wochenend’ und Sonnenschein“ an die Tanzstunden als Jugendliche, und Zaubertricks und Seifenblasen animieren zum Mitmachen. „Ich folge immer meinem ersten Impuls. Dafür muss man das Kind in sich wiederentdecken.“ Doch es gibt auch die stillen Momente. „Es kommt schon vor, dass jemand sagt: ,Sorina, ich will sterben‘“, sagt sie. Gespräche über Ängste und den Tod blendet die Clownin nicht aus.
Mittlerweile hat Ippensen rund 130 Auftritte im Jahr. Die Heimmitarbeiter sind froh, wenn sie kommt und nicht nur die fitten Senioren, sondern auch die schwer kranken für einige Momente aus ihren trüben Gedanken in die bunte Fantasiewelt entführt.
Foto: Hat ihren Traumberuf gefunden: Die Lohnderin Heike Ippensen arbeitet als Clownin in Seniorenheimen und bei Kindergeburtstagen. Bartels.